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04.08.2010, 20:04 Uhr
Pistensau
Forumsmitglied
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Da das Thema hier öfters mal angesprochen aber noch nie richtig behandelt wurde, möchte ich mal meine Erfahrungen mit E85 mitteilen. Es sind meine persönlichen Erfahrungen und Ideen. Ich übernehme keine Verantwortung für Vollständigkeit und Richtigkeit.
E85: Ist ein sehr klopffester Kraftstoff, der zu 85% aus Bioethanol (Alkohol) und 15% Benzin besteht. Über die ROZ gibt es verschiedene Angaben zwischen 104 und 107. E85 ist bis 2015 steuerbegünstigt und kostet momentan im Schnitt 95 cent/Liter. Prinzipiell kann jeder Verbrennungsmotor mit Ethanol laufen, es unterscheidet sich aber in einigen Punkten, vor allem Heizwert und Flammpunkt von Benzin. Daher sind einige Veränderungen am Motor bzw. Einspritzsystem oder Vergaser notwendig.
Ausgleich des geringeren Heizwertes: Um zu verhindern, dass der Motor zu mager läuft muss die Menge an zugeführtem Kraftstoff erhöht werden. Das kann man entweder durch größere Einspritzventil(e) oder höheren Kraftstoffdruck erreichen, oder eine Kombination aus beidem. Dadurch erhöht sich logischerweise auch der Verbrauch etwas. Da der Flammpunkt bei Ethanol (12°C) viel höher ist als von Benzin (weit unter 0°C), muss besonders beim Kaltstart extra angefettet werden oder der Benzinanteil erhöht werden. Letztes Jahr hab ich im Winter auf E70 oder E60 runtergemischt weil der Motor kalt unrund lief. Um das Problem zu umgehen kann man durch zuschalten eines Potis dem Steuergerät eine niedrigere Motortemperatur vorgaukeln, um so das Gemisch für den Kaltstart anzufetten.
Veränderungen an meinem AX (1,4l KDX Motor mit Verteilerzündung): Dies ist die Low-Budget Lösung. Es gibt sicher auch andere Methoden wie z.B. den Einbau eines Zusatzsteuergeräts, was aber sehr teuer (ab 250 Euro) ist und auch nicht alle Geräte gleich gut funktionieren. Eine ABE haben sowieso die wenigsten.
Das sind die wesentlichen Veränderungen: -Benzinpumpe gegen eine vom Saxo (Multipoint) getauscht. -Einstellbaren Kraftstoffdruckregler verbaut. -Kraftstoffdruck auf 2,2-2,8 Bar angehoben (Einspritzventil 02080150651; 611,5 g/min) weiterhin: -Integrierten Kraftstoffdruckregler außer Betrieb genommen. -Verdichtung erhöht. -Zündung früher gestellt. -Lambda-Anzeige verbaut. -Abgastemperaturanzeige verbaut.
Welcher Kraftstoffdruck ideal ist muss man ausprobieren. Ich fahre wenn es sehr kalt ist etwas mehr Druck. Wenn man keine Lambdaanzeige hat und keine Lust hat das Signal der Sonde mit dem Voltmeter zu messen liegt man mit 2,5 bar wahrscheinlich relativ richtig. Bis E30 kann man übrigens ohne Veränderung fahren.
Die Ansaugluftvorwärmung sollte auf jeden Fall auch im Sommer eingebaut sein und funktionieren. Der Motor wird etwas langsamer warm und läuft insgesamt etwas Kühler. Ich fahre im Winter mit halb abgedecktem Kühler.
Nach Veränderungen am Kraftstoffdruck oder Zündung immer Steuergerät resetten und Gemischanpassung durchführen.
Bei den 1,0 und 1,1er Motoren müsste es ausreichen, das Einspritzventil vom 1,4er Motor zu verbauen. Beim 1,4l Motor muss man über den Druck anfetten weil es kein größeres passendes Einspritzventil gibt, jedenfalls nicht günstig und gut zu bekommen.
Ob man den integrierten Druckregler außer Betrieb setzt oder weiterhin benutzt ist Geschmackssache. Ich habe einfach die Feder herausgenommen und eine andere Kappe mit etwas tieferem Anschlag verbaut. Ich meine das Teil kam aus einer VAG Einspritzeinheit. So wird die Membran ohne Widerstand angehoben, kann durch den Anschlag aber nicht "überdehnt werden". Der Regler baut so also keinen Druck auf und der Kraftstoff fließt nur durch. Im Rücklauf sitzt dann der einstellbare Regler. Auch mit aktivem integrierten Druckregler erhöht sich der Druck durch den einstellbaren Regler im Rücklauf, ob die Anzeige dann genau ist, oder der Seriendruck zuaddiert werden muss weiß ich nicht. Die einstellbaren Regler haben zusätzlich einen Unterdruckanschluss, der bei Multipoint Einspritzungen verwendet wird. Dieser bewirkt, dass bei Vollgas (wenig Unterdruck) der Druck um etwa 0,5 Bar erhöht wird. Diesen Anschluss muss man nicht verwenden, da die Bosch Einspritzung das so regelt und der integrierte Regler so eine Unterdruckverstellung ebenfalls nicht besitzt. Man kann versuchen den Druck im Standgas etwas zu reduzieren und über die Unterdruckverstellung dann im Vollgasbereich anzufetten. Ob das eine spürbare Spritersparnis bringt und überhaupt funktioniert weiß ich nicht. Dieser Post wurde am 04.08.2010 um 20:33 Uhr von Pistensau editiert. |