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23.11.2009, 15:36 Uhr
Peter V
Forumsmitglied
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Das einzige Problem der AX-Hinterachsen sind ja auch nur die Dichtungen. Nur deswegen gehen die Lager kaputt.
Ich habs wieder mal vor einigen Wochen auch bei einem 90er Image mit 85 tkm gehabt. Naja, beide Lager prüfen und eines erneuern (incl. beider Dichtungen neu rein) hat ca. 2 Stunden gedauert. Die Achse blieb dabei am Fahrzeug, fürs Ausdrücken habe ich mir ein höchsteigenes Werkzeug schon vorher gebaut gehabt. Um besser an die Stabaufnahmen im Achsrohr ranzukommen, empfiehlt es sich sehr, vorher das Bremsleitungsgedöns komplett abzubauen. Es ist übrigens einfacher, die Drehstäbe an den Schwingen zu belassen. Mit einem schweren Knebel und einem dazu passenden Vorschlaghammer ist son Drehstab recht schnell aus dem Achsrohr ausgetrieben. Immer mit der rechten Seite beginnen, also die linke Schwinge zuerst ausbauen, dann die rechte (von links). Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.
Nochwas: Auch bei einer neuen gebrauchten Achse die Lager kontrollieren. Ist also nahezu der gleiche Aufwand. Wenn ein Lager kaputt sein sollte, kann das Achsrohr durchaus weiterverwendet werden, auch wenn der Lagerzapfen schon etwas "angeschossen" ist. Um das rauszukriegen, folgendes machen: den Lagerzapfen gründlich mit Schleifpapier/Bohrmaschine mit Drahtdrehaufsatz reinigen. Typischerweise zeigen sich viele kleine Löchlein und Pocken. Nun ganz simpel einen neuen Lagerring aufschieben und kontrollieren, ob er einigermaßen spielfrei sitzt. Wenn ja, kanns weitergehen, ansonsten Achsrohr wegwerfen. Gute Chancen bestehen, wenn am Lagerzapfen nur das innere Lager kaputt ist (also das Lager, das dem Dichtring näher sitzt).
Die zwei meisten Fehler beim Reparieren sind:
1. Die neuen Nadellager werden mit etwas viel Schmackes in die Schwinge eingesetzt, zB. mitm Hammer eingeschlagen. Das ist ungut, weil sich dabei der Lagerring gerne etwas zusammenstaucht, weshalb die Nadeln nicht mehr freigängig sind. Das bedeutet einen anschließenden stark erhöhten Lagerverschleiß, weil die Nadeln nicht über den Lagerzapfen rollen können, sondern nur drüberschaben. Deshalb auf jeden Fall nach Einbau der Lagerschalen in die Schwinge die Freibeweglichkeit der Nadeln mittels Langfingernagel prüfen. Wenn die festsitzen, alles gleich wieder raus und den nächsten Lagersatz mit dann bitte etwas mehr Gefühl einsetzen 
2. Die neuen Lagerdichtringe werden einfach nur mal so aufgesetzt, ohne vorher den Sitz am Achsrohr pingelig zu entrosten. Naja, da ist die nächste Undichtigkeit schon eingebaut.
Was auch nicht unterschätzt werden sollte: gute Schmierung.
1. Dazu die Lagerschalen vor Einbau intensiv mit Graftitfett einschmieren und nach Einbau nochmals. Ruhig ganz viel Fett nehmen. Das schadet nicht. Ebenso auch die Lagerzapfen, v.a. wenn sie schon nicht mehr okay waren, damit die vielen kleine Löchlein und Pocken gut gefüllt sind.
2. Wird immer übersehen: vor Einbau des neuen Dichtrings diesen auf der Innenseite einfetten. Die innnen sitzende Spiralfeder ist der Schwachpunkt: nach nur wenig Korrosion dieser Feder bricht sie gerne auf, und der Innendichtseite des Dichtrings fehlt die dichtende Spannung; Dreck und Feuchtigkeit kommen nun rein und setzen zuerst das Innenlager matt, später ds Außenlager. Dass diese Feder überhaupt korrodieren kann, liegt schlicht und ergreifend an fehlendem Fett - sie ist ab Werk vollkommen trocken.
Vor Wiedereinbau der Schwingen ans Achsrohr die Zahnaufnahmen der Drehstäbe sowie die Gegenstücke am Achsrohr intensiv reinigen und einfetten. Dann flutschen die Stäbe ganz leicht rein (... in Relation zur Ausbaugewalt ....) und rosten auch nicht mehr so fest.
Dabei drauf achten, dass die Stäbe nicht zu weit einschoben werden. Den letzten Millimeter zieht man mit der Fixierscheibenschraube rein.
Und zuallerguterletzt (auch gleich vorbeugend falls solche Ratschläge kommen): Das Einsetzen eines Schmiernippels zur Fettung der Lager ist unsinnig. Es gibt keine geeignete Stelle, an der Fett eingedrückt werden könnte, das auch an den Lagern ankommt.
Na denn .....    -- Gruß von P. |